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Beitrag vom 12.05.2004
Germaine Tillion erhält das Große Bundesverdienstkreuz
Denise Hoffmann
Die französische Ethnologin wird für ihr Engagement gegen jede Art von Folter, gegen Massaker und Todesstrafe, sowie als Vermittlerin zwischen den islamischen und europäischen Kulturen geehrt.
Auf Initiative der Europäischen Frauen Aktion e.V. (EFA), einer Organisation zur Verbreitung des kulturellen Erbes von Frauen in Europa, hat Johannes Rau, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Germaine Tillion das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland zugesprochen.
Verliehen wird das Große Bundesverdienstkreuz am 12. Mai 2004 um 17.30 Uhr im Hôtel de Beauharnais in Paris durch die deutsche Kommissarin der Europäischen Kommission, Michaele Schreyer, und durch S.E. Fritjof von Nordenskjöld, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Frankreich.
Die 1907 geborene Ethnologin Germaine Tillion war eine der OrganisatorInnen des französischen Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland.
1942 von der Gestapo verhaftet, wurde sie 1943 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter organisierte sie den Widerstand. "Zunächst einmal gaben wir unsere Pässe einer jüdischen Familie, die damit fliehen konnte, und dann bauten wir eine Gruppe auf."
1942 wurden sie verraten und sie und ihre Mutter nach monatelangem Gefängnisaufenthalt in das KZ Ravensbrück deportiert. Wieder baute sich eine Widerstandsgruppe auf und sammelte möglichst viele Informationen über das Lagersystem. Sein Funktionieren zu durchschauen war für alle Deportierten Voraussetzung für ein Überleben.
Am 2. März ist ihre Mutter im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet worden.
Sie selbst überlebte.
Nach ihrer Befreiung hat sie in jahrelanger Arbeit in einer wissenschaftlichen Untersuchung ein Grundlagenwerk über das Frauen-KZ Ravensbrück und über das Konzentrationslagersystem des Dritten Reiches geforscht.
In den letzten Jahrzehnten hat sich Germaine Tillion – unabhängig vom politischen Zeitgeist – immer wieder für die Verwirklichung ihrer humanistischen Ideale gegen jede Art von Folter, gegen Massaker und Todesstrafe eingesetzt.
Sie zeichnet sich zudem durch ihre Kenntnisse der islamischen Welt, ihr Engagement in den nordafrikanischen Ländern und ihre unaufhörlichen Bemühungen um den Dialog und Völkerverständigung zwischen den islamischen und christlichen Kulturen aus.
"Zum Dialog der Kulturen, zur Versöhnung zwischen islamischer und christlicher Zivilisation gehört vor allem das Aufeinanderhören."
Germaine Tillion ist überzeugte Europäerin, die deutsch-französische Verständigung und die Freundschaft beider Länder ist für sie Teil der Basis für ein geeinten Europas
Eine der Zielsetzungen der Europäischen Frauen Aktion ist es, „bedeutende Frauen ins Licht zu rücken." Mehr über Leben und Arbeit der Germaine Tillion finden Sie hier:
www.efakultur.de
Informationen über den Europäische Frauen Aktion e.V. im Netz unter:
www.efakultur.de